Menschen - dHCS

Wilhelm de Haen (1791-1862) - der Gründer

Wilhelm de Haen (1791-1862)
Der Gründer

Der Duisburger Kaufmann Wilhelm de Haen gründet de Haen-Carstanjen & Söhne im Jahre 1827. Er ist verheiratet mit Elisabeth Jacobine de Haen, geb. Carstanjen (siehe ihr Porträt von F. A. Siegert). Die Familien de Haen und Carstanjen stammen aus Holland und werden im 18. Jahrhundert in Duisburg ansässig. Der Vater Elisabeth de Haens ist der Medizinprofessor Dr. Jacob Carstanjen, letzter Rektor der Duisburger Universität. Wilhelm de Haen zeichnet sich ebenso durch unternehmerische Dynamik wie Risikofreude aus. Letztere Eigenschaft beschert ihm auch Rückschläge, wie sein misslungener Einstieg in die Zuckerrübenproduktion. Doch versteht er es mit viel Einsatz und positiver Lebenseinstellung, dies zu verkraften und auf anderen Feldern Erfolge zu erzielen. Seine drei Söhne Eduard, Carl und Julius führen das von ihm gegründete Unternehmen erfolgreich weiter.

Friedrich August Siegert (1820-1883) - 
Der Künstler der Familie

August Friedrich Siegert (1820-1883)
Der Künstler der Familie

August Friedrich Siegert entstammt dem Neuwieder Zweig der Familie Siegert. Sie gründet 1777 Siegert & Cie. ein Unternehmen, das Seifen und Kerzen produziert. Entgegen der Tradition tritt A.F. Siegert als ältester Sohn nicht in das Familienunternehmen ein. Sein künstlerisches Talent wird schon früh entdeckt, AFS macht es zu seinem Beruf, trotz der Bedenken seiner Umgebung: „... dem Großvater ist das Abweichen von der Kleiderordnung nicht leicht geworden, als er seinen Erstgeborenen dem Altar der Kunst opferte und ihn dem Direktor der Düsseldorfer Malerakademie, Professor Schadow vorführte ...“. Er etabliert sich erfolgreich als Genremaler der Düsseldorfer Schule. In Adolf Rosenbergs „Düsseldorfer Malerschule“ (1889) heißt es über A.F. Siegert: „Nachdem er von 1835 bis 1846 auf der Akademie zu Düsseldorf Schüler von Hildebrandt und Schadow gewesen, ging er als einer der ersten deutschen Maler nach Antwerpen, um sich dort mit dem belgischen Kolorismus bekannt zu machen, von da nach Paris und später über Holland nach München, von wo er 1848 nach Neuwied zurückkehrte. 1851 ließ er sich in Düsseldorf nieder.“ Dort hatte er ein akademisches Atelier der Meisterklasse inne. 1873 wurde er zum Professor ernannt. Die erhaltenen Briefe und sein Geschäftsbuch zeigen, wie fleißig und wie geschäftstüchtig der Maler international agierte.

In Düsseldorf lernt A.F. Siegert Mathilde de Haen kennen, die älteste Tochter von Wilhelm de Haen und seiner Frau. Das Ehepaar hat zwei Töchter (Emmy, Helene Jacobine) und zwei Söhne (Adolf, Carl). Adolf wird später als Chef von dHCS das unternehmerische Erbe antreten.

Er schreibt über seinen Vater: „Seine Kunst nahm ihn ganz in Anspruch. Ihm danken wir, dass er uns, den Talentlosen, wenigstens ein gutes Verständnis für die Kunst und die Freude am Schönen mitgegeben hat.“


Die große Familie ehrte August Friedrich Siegert zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2020 mit einem Katalog und Ausstellungen in Düsseldorf, Kleve und Neuwied.
Adolf Siegert (1858-1931) - 
Durch komm ich doch!

Adolf Siegert (1858-1931)
„Durch komm ich doch!“

„Welch dickes, gesundes, hässliches Kind!“ soll seine Großmutter ausgerufen haben, als sie den ältesten Sohn von F.A. Siegert nach seiner Geburt zum ersten Mal sah. Adolf Siegert erweist sich nicht nur als erfolgreicher Unternehmer, sondern auch als ein liebenswürdiger und humorvoller Familienvater.
„Haben Sie Schildkröten, Goldfische, weiße Mäuse, buntscheckige Meerschweinchen, Eidechsen, Blindschleichen, Laubfrösche, Kanarienweibchen, Distelfinken, auch einige Spatzen?“. Mit solchen oder ähnlichen Anrufen beginnen die Geburtstage, die Adolf Siegert für seine Kinder und deren Freunde organisiert. Kurz vor den Feiern besorgt er sich aus Zoogeschäften jede Menge lebende Tiere, die er während des Geburtstages hervorzaubert und welche die kleinen Gäste mit nach Hause nehmen dürfen. Sehr zur Freude der jeweiligen Eltern. Diese haben sich dann z.B. wenige Tage später mit zwanzig statt mit zehn weißen Mäusen herumzuschlagen. Oder sie werden Besitzer von undefinierbaren Straßenkötern. Aber: Man trug’s mit rheinischem Humor. Den musste sich Adolf Siegert bewahren. Auf die leichtsinnige Frage an seine Frau, warum sie ihn geheiratet habe, antwortet sie unerwartet: „Ach Adolf, weil du so komisch bist!“

Auch seinen Haarausfall trug er mit Fassung: Das Ende der ursprünglichen Haarpracht ist auf die Anwendung eines Haarwassers zurückzuführen, welches ihm ein (ehemals?) befreundeter Apotheker mixte. Adolf Siegert hat als Chef des Unternehmens auch Rückschläge zu verarbeiten – ähnlich wie sein Großvater Wilhelm de Haen. So erweisen sich die ersten Produktionsanlagen, die er nach dem Umzug in den Düsseldorfer Hafen installiert, als große Verlustbringer. Er selbst schreibt über sich: „Mir sind viel Mühe, Arbeit und Kampf beschieden gewesen, aber ich erbte den Humor meines Vaters; ich war ein frohgemuter, zäher Kämpfer und vertraute der Devise des Künstlervereins Malkasten: „Durch komm ich doch!“.

Theo Siegert (1889-1959) - 
Lotse in unruhigen Zeiten

Theo Siegert (1889-1959)
Lotse in unruhigen Zeiten

Seine Tante Emmy muss enttäuscht gewesen sein. Sie ist überzeugt, dass Theo Siegert für den Beruf des Pastors bestimmt ist. Nicht nur, dass sein Name dies nahelegt (Theodor zu Deutsch: Geschenk Gottes). Als Theo Siegert 1889 als zweitältester Sohn von Adolf Siegert geboren wird, läuten gerade die Glocken zum Gottesdienst. Laut Überlieferung kann sich Theo Siegert aber mit dem Plan der frommen Tante nicht so recht anfreunden. Deshalb ist er froh, als ein paar Jahre später noch ein Bruder geboren wird. Für ihn ein besonders freudiges Ereignis – denn: „Gott sei Dank, da kann jetzt der Neue Pastor werden.“. An seine unbeschwerte Kindheit mag sich Theo Siegert in späteren Phasen seines Lebens gern erinnert haben. 40 Jahre lang, von 1919 bis 1959, leitete er das Unternehmen – so lange wie kein anderes Familienmitglied. In seine Zeit fallen nicht nur das 125-jährige Firmenjubiläum, sondern auch belastende wirtschaftliche Perioden wie Inflation und zweiter Weltkrieg.
„Als ich 1919 aus dem Kriege kam, vertraute mir mein Vater die Leitung der Firma an. Es kamen dann die stürmischen Zeiten der Inflation, und als wir diese glücklich überwunden hatten, folgten die schlechte wirtschaftliche Zeit, das dritte Reich und dann der zweite Weltkrieg.“.
Theo Siegert übersteht sie durch persönliches Geschick und Engagement, unterstützt durch langjährige, treue Mitarbeiter, denen er immer wieder Dank und Anerkennung ausspricht. Er baut das Unternehmen u.a. durch die Gründung der Hamburger Filiale aus (1923). Vor allem internationalisiert er die Geschäfte. Unter seiner Ägide intensivieren sich die Beziehungen mit Skandinavien, Russland und dem Balkan.
Er erweitert die Produktpalette (Fruchtsäfte, Orangeat, Citronat) und gibt andere Geschäftszweige im Hinblick auf die sich wandelnden Märkte auf (Chemikalien-Handel). Während des Krieges bleibt dHCS lieferfähig – trotz komplett zerstörter Fabrikgebäude.
Nach dem Krieg konzentriert sich Theo Siegert auf den Drogen- und Lebensmittel-Großhandel. Außerdem gliedert er die Firma Stromburg (Weinbrandmarke „Attaché“) in das Familienunternehmen ein.

Familiengeschichte schreibt er übrigens mit seinem unvergessenen Ausflug ins Düsseldorfer Telegrafenamt. Dessen Säulen rammt er mit seinem Auto so nach fröhlich durchzechter Nacht, dass sogar die Tageszeitung davon berichtet. Seine Frau erfährt davon in der Kur und echauffiert sich über diesen unmöglichen Fahrer, der in ihrer Abwesenheit in Düsseldorf sein Unwesen treibt. Ihre Empörung hält so lange an, bis ihr Sohn Adolf sie zur Seite nimmt und ihr reinen Wein einschenkt: „Mutter, außer Dir wissen es alle: es war Vater.“

Friedrich Siegert (1918-1993) - 
Es ist nicht Sache eines Familienunternehmens, 
an starren Traditionen festzuhalten.

Friedrich Siegert (1918 – 1993)
„Es ist nicht Sache eines Familienunternehmens,
an starren Traditionen festzuhalten.“

Die erfreuliche Nachricht von der Geburt seines Sohnes Friedrich erreicht den Vater Theo Siegert an der Kriegsfront. Da private Telegramme nicht zulässig waren, meldet man ihm, dass ein „Kriegsfreiwilliger Siegert“ eingetroffen sei. Gott sei Dank ist dieser Krieg bald vorbei, und Friedrich Siegert kann sich im Frieden prächtig entwickeln. Dabei fühlt er sich zunächst nicht verpflichtet, das kaufmännische Erbe anzutreten. Friedrich Siegert begeistert sich mehr für die Landwirtschaft. Diese Leidenschaft beginnt schon in frühen Jahren, als er, unbemerkt von der Familie, sich lieber der Gartenpflege bei einem Ratinger Bahnwärter widmet als dem Schulbesuch.
Nach einer Lehre in Göttingen geht Friedrich Siegert 1939 als landwirtschaftlicher Verwalter nach Pommern. Ein glücklicher Schritt, denn hier lernt er auch seine spätere Frau Liselotte Langenohl kennen, die Tochter des Gutspächters. Geheiratet wird 1943, mitten im Krieg, der ihn als Marine-Kommandant in ein Minensuchboot versetzt. Oder, wie sein Enkel es später ausdrückt: „Großpapa war Seeräuber.“
Nach dem Krieg ist wieder alles anders. Statt in die Landwirtschaft zurückzukehren, geht er nach dem Tod seines 1944 gefallenen Bruders Adolf in die elterliche Firma, um doch noch in den von ihm liebenswürdig bezeichneten „Saftladen“ einzusteigen. Seine realistische und offene Art hilft ihm, hier bestens zurechtzukommen. Zunächst führt er die Firma gemeinsam mit seinem Vater, nach dessen Tod 1959 dann allein weiter. Dass ihm dies so erfolgreich gelingt, hat verschiedene Gründe, allen voran ist es sein Unternehmergeist. Hinzu kommt seine erfrischende Unabhängigkeit gegenüber Familientraditionen. Diese Fähigkeit erlaubt es ihm, zum richtigen Zeitpunkt in neue, aussichtsreiche Geschäftsfelder zu investieren, und sich von alten, Verlust bringenden zu trennen.

In seine Zeit fallen die Desinvestitionen beim Lebensmittel- und Drogengroßhandel, die Trennung von Niehenke, aber auch der Ausbau von Stromburg. Er beobachtet Marktveränderungen mit Realismus und entscheidet, sich in zukunftsträchtigen Feldern wie etwa Verbrauchermärkten zu engagieren (Esbella, Schaper). Friedrich Siegert handelt rasch, tatkräftig und mit sicherem Instinkt, auch wenn es darum geht, aus Geschäften wieder auszusteigen.
Einen Ausgleich in nicht immer einfachen Situationen findet er in seiner Familie und einem großen Freundeskreis. Heiter und großzügig, offen und liebenswürdig ist seine Art, gesucht seine Gesellschaft. Bis zu seinem Tod im Jahr 1993 schätzt er die familiäre Harmonie. Was sein Sohn ihm zum 70. Geburtstag bescheinigt (April 1988), trifft auf sein gesamtes Lebenswerk zu: „Du hast die Wohlfahrt von Firma und Familie weit über das entwickelt, was Du vorfandest.“

Dr. Theo Siegert (*1947) - 
Wandert der Mensch ihm nach, weiß der Fluss den Weg.

Theo Siegert (*1947)
„Wandert der Mensch ihm nach, weiß der Fluss den Weg.“

Dr. Theo Siegert (*1947) führt das Familienunternehmen de Haen-Carstanjen & Söhne heute in der sechsten Generation. Er ist Mitglied in verschiedenen Aufsichts- und Verwaltungsräten. An der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrte er als Honorarprofessor im Fachgebiet „Finanzanalyse und Unternehmensführung”. Theo Siegert war verheiratet mit Dr. Verena Siegert, geb. Gaede, (✝) und hat zwei Kinder.

Ausbildung:
  • 1966   Abitur, Humboldt-Gymnasium Düsseldorf
  • 1968   Banklehre; Studium: Betriebswirtschaftslehre
  • 1972   Diplom-Kaufmann; Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 1974   Dr. rer. pol.; LMU München
  • 1997   Honorar-Professur; LMU München
Beruf:
  • 1975   Franz Haniel & Cie. GmbH
  • 1978   Abteilungsleiter „Unternehmensplanung“
  • 1981   Haniel Umweltschutz GmbH, Kfm. Geschäftsführer
  • 1986   Franz Haniel & Cie. GmbH, Mitglied der Geschäftsleitung
  • 1994   stellv. Vorstandsmitglied
  • 1996   ordentliches Vorstandsmitglied
  • 2005   Vorsitzender des Vorstandes
  • 2006   Geschäftsführender Gesellschafter
              de Haen-Carstanjen & Söhne, Düsseldorf
Veröffentlichungen:
  • 1975
  • „Eigenarten bankbetrieblicher Leistungen“
    in: Ein Beitrag zur theoretischen Bankbetriebslehre
    Hrsg.: Bankwirtschaftliche Sonderveröffentlichung des Instituts
    für Bankwirtschaft Bankrecht an der Universität zu Köln, 1975
  • 1988
  • „Mergers & Acquisitions - Ein Strategisches Instrument“
    in: Handbuch Strategische Führung
    Hans Georg Willers, Theo Siegert
    Hrsg.: Herbert A. Henzler, Wiesbaden, 1988 (Seite 259-275)
  • 1993
  • "Anforderungen großer Unternehmen an die Bank des Jahres 2000"
    in: Bankstrategie 2000, Geschäftsphilosophien,
    organisatorische Vorbereitungen,
    Planungsansätze, Hrsg.: Dr. Bernd Lüthje (Verband öffentlicher Banken)
    Bonn, 1993 (Seite 147 - 175)
  • 1994
  • "Strategische Führung: Die finanzielle Dimension"
    in: Meilensteine im Management, Band IV
    (Finanzielle Führung, Finanzinnovation, Financial Engineering)
    Hrsg.: Siegwart, Mahari, Abresch
    Stuttgart, Zürich, Wien, 1994, S. 61 - 79.
  • 1995
  • "Shareholder-Value als Lenkungsinstrument"
    in: zfbf, Heft 6, Juni 1995, S. 580 – 607.
  • 1999
  • "Humankapital: Erfolgsmessung und Partizipation"
    in: Unternehmenssteuerung und Anreizsysteme
    Kongressdokumentation 52. Deutscher Betriebswirtschafter-Tag
    1998, Hrsg: Wolfgang Bühler, Theo Siegert
    Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 1999, S. 17 - 46.
  • 2000
  • "Entwicklungtendenzen der wertorientierten Geschäftsfeld-Steuerung"
    in: Die Zukunft der diversifizierten Unternehmung
    Hrsg: Hans H. Hinterhuber, Stephan A. Friedrich, Kurt Matzler
    Verlag Franz Vahlen, München, 2000, S. 249 - 275.
  • 2003
  • „Erfolgreich ohne Aktienmarkt“
    Handbuch in Strategisches Management
    Hrsg: Harald Hungenberg, Jürgen Meffert
    Gabler-Verlag, Wiesbaden, 2003, S. 317 - 332
  • 2004
  • „Die Finanzierung von M & A - Transaktionen"
    (Theo Siegert u. Silke Landwehrmann)
    in: Mergers & Acquisitions (Strategie – Steuern – Recht)
    Hrsg: Volker Triebel
    Verlag Recht und Wirtschaft, Heidelberg, 2004, S. 31 – 63
  • 2007
  • „Firmen kaufen und verkaufen“
    Ein M&A-Leitfaden für Unternehmer und Manager
    (Bruno Weber, Theo Siegert, Peter Gomez)
    Verlag Neue Zürcher Zeitung / Frankfurter Allgemeine Buch
  • 2012
  • „Kontraktraum, Dissonanzinformationen und Serendipity –
    Was ich schon immer sagen wollte“
    Hrsg: W. Ballwieser
    … im Auftrag der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.
    Jahrgang 64 / Dezember 2012
  • 2014
  • „Unternehmenssteuerung, Kapitalmarktsignale und Unternehmensbewertung"
    in: Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser
    Hrsg: M. Dobler / D. Hachmeister / Ch. Kuhner / Stefan Rammert
    Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 2015, S. 799 – 822
  • 2017
  • „Ist guter Rat teuer?“ Anmerkungen zum Aufsichtsrat und zu seiner Vergütung
    in: Audit Committee Quarterly, KPMG, Sonderpublikation für Max Dietrich Kley
    Hrsg: Audit Committee Institute e. V., Frankfurt November 2014, S. 25 - 34
Datenschutz